Wasserwirtschaft in Schleswig-Holstein: Finanzierung kommt an ihre Grenzen
Landesverband verdeutlich Problemlage: Notwendige Sanierungsmaßnahmen und Neubauten können kaum noch bezahlt werden / Entwässerung immer schwieriger / Agrar- und Umweltausschuss des Landes zeigt Verständnis
Kiel/Westerrönfeld – Die Finanzierung der Wasserwirtschaft in Schleswig-Holstein stößt unweigerlich an ihre Grenzen. Das haben Vertreter des Landesverbandes der Wasser- und Bodenverbände (LWBV) sowie des Marschenverbandes Schleswig-Holstein gegenüber dem Agrar- und Umweltausschuss des Landes auf dessen jüngster Sitzung in Kiel deutlich gemacht. „Im vergangenen Jahrzehnt haben sich die Aufgaben der Verbände deutlich vermehrt und gehen weit über die Dienstleistungen für eine ordnungsgemäße Entwässerung hinaus. Auf der anderen Seite stagniert der Zuschuss des Landes seit dem Jahr 2000 bei gut fünf Millionen Euro. Das passt nicht mehr zusammen“, erläuterte Verbandsvorsteher Hans-Heinrich Gloy.
LWBV-Geschäftsführer Mathias Rohde ging anschließend ins Detail und zeigte die neuen Aufgaben neben den traditionellen Pflichten der Verbände auf. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde auch bei den Wasser- und Bodenverbänden der Fokus verstärkt auf den Umwelt- und Naturschutz ausgerichtet. Das reicht mittlerweile von der Einhaltung europäischer Rahmenrichtlinien bis zur Einführung von Managementplänen für FFH- und Vogelschutzgebiete. „Damit schaffen wir einen großen gesellschaftlichen Mehrwert, dessen Finanzierung jedoch nicht geregelt ist. Noch sind es die Grundstückseigentümer, die die Kosten weitestgehend allein tragen müssen“, erklärte Rohde und forderte eine Umverteilung der Lasten „auf mehrere Schultern“.
Mit den akuten und künftigen Problemen der Wasserbewirtschaftung setzte sich der Geschäftsführer des Marschenverbandes, Matthias Reimers, auseinander. Bereits heute spür- und messbare größere Niederschlagsmengen, ein steigender Meeresspiegel, verschlickende Tideflüsse und immer mehr versiegelte Flächen machen den Experten zu schaffen. „Es muss immer mehr gepumpt werden. Doch dazu werden die heutigen Kapazitäten schon bald nicht mehr ausreichen. Wir müssen jedoch nicht nur Schöpfwerke modernisieren oder neu bauen, sondern den gesamten ländlichen Raum in dieser Hinsicht neu organisieren“, sagte der Diplom-Ingenieur. Er prognostizierte Kosten in zweistelliger Millionenhöhe allein für den Neubau von Schöpfwerken, machte aber auch deutlich, dass die Verbände bereits heute beim Betrieb der Anlagen moderne und innovative Wege gingen. Als ein Beispiel nannte er das Projekt „Wind für Wasser“ an der Westküste.
In der folgenden Diskussion zeigten die Landtagsabgeordneten ebenso wie der ebenfalls anwesende Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung, Dr. Robert Habeck, Verständnis für die Belange der schleswig-holsteinischen Wasser- und Bodenverbände. Dabei wurde über kurzfristige Hilfen, aber auch über langfristige Finanzierungsformen nachgedacht.
Ausgangspunkt der Einladung an die Verbandsvertreter zur Ausschusssitzung war eine Analyse, die vom LWBV unter dem Titel „WeitBlick Wasser - Gemeinsam in die Zukunft Schleswig-Holsteins“ veröffentlicht worden war. Die Autoren der 46 Seiten starken Studie beleuchten dabei unter anderem die veränderten Rahmenbedingungen, die zum Teil durch den Klimawandel verschuldet sind.
In Anwesenheit von Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (li. am Tisch) präsentierten Verbandsvorsteher Hans-Heinrich Gloy (2. V. re.), LWBV-Geschäftsführer Mathias Rohde (re.) sowie der der Geschäftsführer des Marschenverbandes, Matthias Reimers. (2.v.li.) dem Agrar- und Umweltausschuss des Landes unter anderem ihren Bericht mit dem Titel „WeitBlick Wasser - Gemeinsam in die Zukunft Schleswig-Holsteins“. (Foto: Kienitz)