Marschenverband stellt sich wasserwirtschaftlichen Herausforderungen
Betrieb der Schöpfwerke soll optimiert werden / Diskussion über Zielvereinbarung mit der Landesregierung
Wöhrden - Mit bewährter Mannschaft und neuen Ideen will sich der Marschenverband Schleswig-Holstein den wasserwirtschaftlichen Aufgaben der Zukunft stellen. In Anwesenheit von Dr. Ingrid Nestle, Staatssekretärin des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume und Dietmar Wienholdt, Abteilungsleiter der Wasserwirtschaft aus dem gleichen Ministerium, wurden auf der Mitgliederversammlung des Verbandes die aktuellen Probleme bei der Sicherstellung eines ordnungsgemäßen Wasserabflusses in den Marschengebieten diskutiert. Im Mittelpunkt standen dabei die steigende Anzahl von Starkregenfällen und die Energiekosten beim Betrieb von Schöpfwerken.
In einem Impulsreferat erläuterte Matthias Reimers, Geschäftsführer des Marschenverbandes Schleswig-Holstein e.V., die Bedeutung des Marschenverbandes für die schleswig-holsteinische Westküste und die Unterelberegion. Immerhin vertritt der Verband 193 einzelnen Wasser- und Bodenverbände und weist eine Fläche von insgesamt 424.966 Hektar zwischen Hamburg und der dänischen Grenze auf. "Zu unseren größten Herausforderungen gehören der Anstieg des Meeresspiegels und die Zunahme der Starkregenereignisse", ergänzte der Vorsitzende Hans-Rudolf Heinsohn. Dabei verwies er auf die Studie "Niederungen 2050", in der die Auswirkungen des Klimawandels auf die schleswig-holsteinischen Marschgebiete untersucht wurden.
Um das vermehrte Regenwasser in die Nordsee abzuleiten, reichen häufig keine Siele mehr aus. Stattdessen gibt es an der gesamten Nordseeküste Schöpfwerke mit riesigen Pumpen, die das Wasser in Flüsse und Nordsee befördern. Doch der Betrieb der Schöpfwerke ist angesichts stark gestiegener Energiepreise teuer. Diplom-Ingenieur Reimers stellte der Staatssekretärin und den Verbandsvertretern daher ein Pilotprojekt vor, durch das die Energiekosten gesenkt werden sollen. Dabei sollen Wetterinformationen und vergangene Verbrauchsdaten kombiniert und für eine Betriebsprognose genutzt werden. Reimers: "Der Stromlieferant kann so besser kalkulieren und folglich die Preise niedriger halten. In einem nächsten Schritt bemühen wir uns, die Schöpfwerke in Zeiten zu nutzen, die besonders günstig sind." Glücklicherweise treffen verstärkte Nutzungszeiten der Schöpfwerke und starker Wind - und damit auch Spitzenzeiten bei der Windergieerzeugung - zusammen, so dass unter Umständen die Höchstleistungen der Windkraftanlagen zeitgleich genutzt werden könnten. Dazu Nestle: "So könnten die Wasser- und Bodenverbände einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten". Allerdings dürfe das Land sowohl hinsichtlich der Landwirtschaft, als auch im Hinblick auf den Naturschutz nicht darunter leiden.
Um Windenergie ging es auch beim Tagesordnungspunkt "Wind für Wasser". Der Marschenverband betreibt seit 2011 Windkraftanlagen, um die erhöhten Schöpfwerkskosten langfristig zumindest teilweise zu kompensieren. Nach einem erwarteten negativen Ergebnis im Startjahr, wurden 2012 erstmals Überschüsse erwirtschaftet, die jedoch komplett in die Rücklagen fließen sollen, um Planungssicherheit für die Zukunft zu schaffen.
Ein weiterer Diskussionspunkt betraf die Zielvereinbarung, die die Landesregierung mit den Wasser- und Bodenverbänden in Schleswig-Holstein anstrebt. Herr Dietmar Wienholdt vom MELUR dazu: "Das Ziel ist neben der Schaffung von Rahmenbedingungen für ein modernes Wassermanagement die Stärkung des ehrenamtlichen Verbandswesens".
Die Wahlen verliefen sehr harmonisch, da der gesamte Vorstand im Amt bestätigt wurde. Er setzt sich wie folgt zusammen: Hans-Rudolf Heinsohn, DHSV Dithmarschen (Vorsitzender); Jan Albrecht, DHSV Südwesthörn-Bongsiel (1. stellvertretender Vorsitzender); Hans Hermann Magens, DHSV Krempermarsch (2. stellvertretender Vorsitzender); Heinrich Marx, Eider-Treene-Verband (Beisitzer); Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden, DHSV Haseldorfer Marsch (Beisitzer).
Staatssekretärin Dr. Ingrid Nestle und Dietmar Wienholdt vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (5.v.li.) trafen sich in Wöhrden mit Vertretern des Marschenverbandes (v. li.): Matthias Reimers, Jan Albrecht, Heinrich Marx, Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden, Hans-Rudolf Heinsohn. Nicht auf dem Foto: Hans Hermann Magens. (Foto: Kienitz)