Marschenverband Schleswig-Holstein setzt auf "Wind für Wasser"
Erster Spatenstich für das Projekt in Norddeich
Norddeich/Hemmingstedt - Erstmals in Schleswig-Holstein werden Maßnahmen zur Entwässerung der Landschaft mit regenerativen Energien gekoppelt. Durch den Bau von vier Windkraftanlagen in der Gemeinde Norddeich, Dithmarschen, soll langfristig die Gewinnung der Energie gesichert werden, die benötigt wird, um die Schöpfwerke in der Region zu betreiben.
Projektträger und Eigentümer der Anlagen ist der Marschenverband Schleswig-Holstein, ein Zusammenschluss der Wasser- und Bodenverbände an der Westküste. Der "Startschuss" für das Projekt erfolgte jetzt durch den ersten Spatenstich. Die Windkraftanlagen sollen bereits 2011 in Betrieb genommen werden.
"Der Klimawandel ist mittlerweile zu einer festen Größe bei Planungen der Wasserwirtschaft geworden. Darüber hinaus steigen die Energiepreise. Wir müssen deshalb zum Einen unserer Verantwortung gegenüber der Umwelt gerecht werden und zum Anderen die bei der Entwässerung anfallenden Energiekosten reduzieren", erläuterte Verbandsvorsteher Hans-Rudolf Heinsohn. Ergänzend führte Geschäftsführer Matthias Reimers auf, warum in Zukunft deutlich mehr Energie bei der Entwässerung in den Kreisen Nordfriesland und Dithmarschen eingesetzt werden muss:
1. Durch natürliche Veränderungen (Verschlickungen) im Küstengebiet verschlechtert sich die freie Entwässerung durch die Deichsiele.
2. Aufgrund des Meeresspiegelanstiegs kommt es zu geringeren Sielzugzeiten; es gibt also weniger Zeiten, in denen das Binnenlandwasser in die Nordsee fließen kann.
3. Das Speichervolumen in den tideabhängigen Flüssen, zum Beispiel in der Eider, verringert sich durch Aufschlickung. Daher muss das Wasser über zusätzliche Schöpfwerke in die Nordsee gepumpt werden.
4. Eine Folge des Klimawandels sind auch mehr extreme Wetterereignisse, die wiederum veränderte Anforderungen an die Schöpfwerke zur Folge haben.
Um den steigenden Unterhaltungsaufwendungen der Wasser- und Bodenverbände gerecht zu werden, sollen künftig verstärkt regenerative Energien eingesetzt werden. Alle 193 Mitgliedsverbände des Marschenverbandes haben sich daher zur "Wind für Wasser GmbH" zusammengeschlossen, die mit den Windkraftanlagen in Norddeich ihr erstes Projekt umsetzt.
Der Marschenverband sieht sich mit dem Vorhaben in einer langen Tradition: Bereits seit Jahrhunderten wird Windkraft genutzt, um Wasser aus den niedriger liegenden Flächen hinter die Deiche oder Schleusen zu pumpen. In früheren Zeiten wurden dazu Windmühlen mit Direktantrieb zu Pumpen oder Schaufelrädern konstruiert. Heute hingegen geschieht die Entwässerung über den "Umweg" der Stromerzeugung.
Windkraftanlage im Bau.